Es gibt zwei Worte, die Michael Thamm charakterisieren: Unterstützer und Helfer. Denn das war Michael.
Auf Michael Thamm war Verlass. Auf ihn konnte man zählen. Viele Menschen und viele Kollegen durften das selbst erfahren. Er half, wenn Hilfe nötig war. Er gab Unterstützung, weil es ihm ein persönliches Anliegen war und nicht erst dann, wenn er darum gebeten wurde.
Michael Thamm war das, was man „eine treue Seele“ nennt. Und ein bodenständiger Ostwestfale war er auch. Und dennoch hat Michael die Welt gesehen: In Mexiko, El Salvador, Costa Rica, Somalia, Eritrea, Yemen und Afghanistan hat er gearbeitet. Immer getrieben davon, etwas sinnvolles zu tun, etwas beizutragen.
Genau das war auch sein Antrieb als Journalist.
Seine Karriere begann mit dem Volontariat bei der „Glocke“ in Oelde. Es folgte die Anstellung als Redakteur in der Lokalredaktion Ahlen.
1983 wechselte Michael Thamm als Regionalkorrespondent für die Kreise Höxter und Paderborn zum Westdeutschen Rundfunk. 1990 wurde er Redakteur im WDR-Studio Bielefeld, 1997 stellv. Studioleiter und im Jahr 2001 Nachfolger von Werner Zeppenfeld als Studioleiter.
Michael Thamm war ein kompetenter Journalist, ein kritischer Frager, der seinen Job mit Herz, Verstand und überaus hohem Engagement machte.
Er wusste, wovon er spricht und er wusste, wie man spricht. Mit den Menschen in Ostwestfalen. Mit den Hörern und mit den Zuschauern, die ihm so wichtig waren. Das Publikum stand für ihn im Mittelpunkt. Für das Publikum hat er Programm gemacht und nicht für diejenigen, die Einfluss nehmen wollten, die Begehrlichkeiten hatten. Anbiederung war ihm fremd, Einflussnahme blockte er ab. Er hatte breite Schultern. Michael Thamm hielt immer die notwendige Distanz, um die Unabhängigkeit nicht zu verlieren. Und er konnte zuhören, konnte sich zurücknehmen.
Michael Thamm war eine regionale Größe. Die Menschen in Ostwestfalen-Lippe kannten den großen Mann mit dem breiten Kreuz, dem Vollbart und dem festen Händedruck. Er war viel unterwegs in der Region, hat sich eingebracht und den WDR im besten Sinne repräsentiert. Das WDR-Studio Bielefeld und seine Mitarbeiter waren für ihn ein wichtiger Teil seines Lebens.
Im Jahr 2009 hatte Michael Thamm sich eine Auszeit verordnet. Zwei „Sabbatjahre“. Beurlaubung ohne Bezahlung. Eine Beurlaubung ohne Urlaub allerdings. Denn so war Michael Thamm. Er konnte nicht anders. Also gab er Seminare, leitete Workshops, lehrte an Universitäten und Fortbildungseinrichtungen, moderierte Diskussionsveranstaltungen und reiste für die „Deutsche Welle Akademie“ nach Ghana und Sambia, um afrikanische Journalisten zu unterstützen.
Seine private Leidenschaft galt dem Kabarett und der Musik. Er selbst betrieb sogar einige Jahre lang eine Kleinkunstbühne, den „Kulturbahnhof“ in Warburg. Abschalten konnte er bei Ausritten durch die Wälder auf seinem Pferd „Dino“, beim Wandern, Spazieren gehen oder Freunde treffen. Und davon hatte Michael Thamm einige, denn es war schon etwas besonderes, einen wie ihn seinen Freund nennen zu dürfen.
Michael Thamm ist nach schwerer Krankheit im Alter von nur 53 Jahren verstorben. Viel zu früh!
Ralf Becker, Studioleiter WDR Bielefeld